Paradigmenwechsel in Kraftwerken

Revisionsplanung - Vom externen Projektplanungstool hin zur integrierten Planung

Autor: Diplom-Wirtschaftsinformatiker, Andreas Rosemann, Ressort- und Projektleiter, Gesellschaft für integrierte Systemplanung (GiS) mbH, Weinheim

Historisch bedingt ist es in Kernkraftwerken üblich, die technische Planung der Aufträge der Revision in einem EAM-System und die zeitliche Planung in einem Projektplanungstool durchzuführen. Diese zweigeteilte und häufig getrennte Planung entspricht nicht mehr den Anforderungen an heutige Softwaresysteme. Aktuelle Anforderungen wie „Der Revisionsplan muss laufend anhand des aktuellen Arbeitsfortschritts und aktuellen Ereignissen aktualisiert werden.“ oder „Der aktuelle Planungsstand und Arbeitsfortschritt muss allen Revisionsbeteiligten zu jeder Zeit ersichtlich sein.“ sind beim Einsatz eines externen Projektplanungstools selbst mit komplexen Schnittstellen nur schwer zu erfüllen.

Die Erfahrung zeigt, dass bei externen Projektplanungstools aufgrund der besonderen Randbedingungen bei der Revisionsplanung in Kernkraftwerken nur ein vergleichsweise kleiner Ausschnitt der verfügbaren Funktionalitäten genutzt wird. Moderne EAM-Systeme haben hinsichtlich der Funktionalitäten zur zeitlichen Planung von Aufträgen gegenüber den etablierten Projektplanungstools einigen Boden gutgemacht. Sie enthalten im Standard bereits viele für die zeitliche Planung der Revision erforderlichen Funktionalitäten sowie eine grafische Unterstützung unter verfahrenstechnischen und zeitlichen Gesichtspunkten,. Das Delta zwischen den benötigten Planungsfunktionalitäten und den in EAM-Systemen bereitgestellten Funktionalitäten hat sich wesentlich verringert.

Somit ist es – abhängig vom eingesetzten EAM-System – mit im Vergleich zum Nutzen geringem Aufwand möglich, das EAM-System so zu erweitern, dass bei der zeitlichen Planung der Revision auf ein externes Projektplanungstool verzichtet werden kann. Mit einem Wechsel zu einer integrierten Planung erhöht sich die Effizienz bei der Planung der Revision und bei der Kommunikation von aktuellen Planungsständen. Zudem kann die Informationsgrundlage bei der Arbeitsfreigabe durch die Warte verbessert und damit die Arbeitssicherheit gesteigert werden. Durch die permanente Überwachung von Planabweichung und die Möglichkeit zur schnellen und effizienten Umplanung während der Revision, fördert die integrierte Revisionsplanung die Einhaltung des geplanten Revisionszeitraums und kann diesen in Einzelfällen sogar reduzieren.

Eine integrierte Revisionsplanung mit durchgängiger Planung in PERT- und GANTT-Diagramm hat die GiS mbH, Weinheim, Deutschland gemeinsam mit dem Kernkraftwerk Gösgen, Schweiz erarbeitet. Seit 2007 setzt das Kernkraftwerk Gösgen diese Lösung erfolgreich ein und führte 2008 die erste integriert geplante Revision durch. Die Revisionsplaner des Kernkraftwerks Gösgen können sich nicht mehr vorstellen, eine Revisionsplanung mit einem externen Projektplanungstool durchzuführen. Bei zukünftigen EAM-Lösungen wird eine integrierte, grafische Revisionsplanung eine zwingend gefordertes Modul sein.

Einige weitere Kernkraftwerke haben den Schritt zur integrierten Revisionsplanung ebenfalls vollzogen und wollen die erzielten Verbesserungen ebenfalls nicht mehr missen. Viele Kernkraftwerke arbeiten aber noch nach dem klassischen Vorgehen, obwohl ein integrierter Ansatz nennenswerte Vorteile mit sich bringen würde und technisch möglich wäre.